Delhi

Erfahrungsbericht: Pro und Contra einer Reise nach Indien

Unsicher, ob du nach Indien reisen sollst? Dieses wunderschöne und vielfältige Land bietet unglaubliche Erlebnisse, bringt aber auch ein paar Herausforderungen mit sich. Lies unseren Blogbeitrag für einen ehrlichen Blick auf die Vor- und Nachteile, um dir bei der Entscheidung zu helfen. Finde heraus, ob Indien das richtige Ziel für dein nächstes Abenteuer ist.

3. Februar 2024

Am Ende des Jahres 2023 hatten wir endlich die Gelegenheit, ein Reiseziel zu besuchen, das schon lange auf unserer Bucket List stand: Indien. Dies war vielleicht das Reiseziel, bei dem wir vorher am nervösesten waren und nicht wussten, was auf uns zu kommt, da wir so viele gemischte Meinungen darüber gehört hatten. Einige Reisende schwärmen von Indien und erzählten, dass sie immer wieder dorthin reisen wollen, während wir von anderen viele Horror-Stories gehört haben und uns erklärten, dass sie niemals wieder nach Indien reisen wollen. In einer fünfwöchigen Reise (zwei davon haben wir remote gearbeitet) hatten wir die Gelegenheit, uns eine eigene Meinung zu bilden. Wir konzentrierten uns hauptsächlich auf den südlichsten Bundestaat Kerala, und den nördlichsten, Ladakh. Zusätzlich haben wir einige Tage in Delhi und Mumbai verbracht. Wenn du auch gemischte Erfahrungsberichte von Indien gehört hast und dir unsicher bist, ob Indien das richtige Urlaubsziel für dich ist, haben wir eine Liste von Gründen zusammengestellt, warum wir einen Besuch in Indien für lohnenswert halten, sowie einige Dinge, die eher gegen eine Reise sprechen. Beachte, dass Indien ein riesiges Land ist und obwohl wir fünf Wochen dort verbracht haben, haben wir nur einen kleinen Teil davon gesehen. Die folgenden Punkte basieren ausschließlich auf unseren Erfahrungen in Kerala, Ladakh, Mumbai und Delhi.

Gründe für eine Reise nach Indien:

  1. Lerne eine faszinierende Kultur kennen Indien ist ein Abenteuer der besonderen Art. Hier kannst du hinduistische, muslimische und buddhistische Traditionen in ihrer ganzen Vielfalt erleben. Jeder Moment ist eine Chance, etwas Neues zu lernen, spannende Eindrücke zu sammeln und deinen Horizont zu erweitern – genau das, worum es unsere Meinung nach beim Reisen wirklich geht.

    Thiksey Kloster, Indien
    Thiksey Kloster in Ladakh

  2. Atemberaubende Natur Die Schönheit Indiens hat uns immer wieder erstaunt. Besonders Ladakh fühlte sich unreal an, mit seinen beeindruckenden Landschaften und ruhigen buddhistischen Tempeln, die vor der Kulisse des Himalayas liegen. Wir liebten auch den Kontrast zwischen den harschen Bedingungen des Himalayas und den ruhigen Stränden sowie den wunderschönen Backwaters von Kerala.

    Varkala-Hariharapuaram See
    Varkala-Hariharapuaram See in Kerala

  3. Lebendige Städte mit vielen Aktivitäten Obwohl der Besuch von Städten wie Delhi und Mumbai besonders zu Beginn intensiv sein kann, fanden wir sie unglaublich interessant und spannend. Anders als in anderen Ländern, in denen wir normalerweise höchstens zwei Tage in großen Städten verbringen, boten Delhi und Mumbai so viele Sehenswürdigkeiten, dass wir problemlos länger geblieben wären.

    Humayun’s Tomb
    Humayun’s Tomb in Delhi

  4. Einfache Kommunikation mit den Einheimischen Die meisten Inder sprechen Englisch, wodurch es einfach ist, mit den Einheimischen in Kontakt zu kommen. Außerdem sind sie sehr offen und hilfsbereit, wodurch man schnell ins Gespräch kommt.

  5. Es ist günstig Das wird wahrscheinlich nicht überraschen, aber Indien ist eines der günstigsten Reiseziele, die wir bisher besucht haben. Alles ist erschwinglich, von Unterkünften und Essen bis hin zu Transport und Touren. Im Durchschnitt haben wir für ein Standard-Hotelzimmer etwa 30 $ für zwei Personen bezahlt, ein großes Abendessen lag meistens zwischen 2 und 5 $ pro Person und eine dreistündige Taxifahrt kostete etwa 30 $.

  6. Ein Paradies für Foodies – besonders für Vegetarier Indien hat eine sehr vielfältige Küche, von würzigen südindischen Gerichten bis hin zu herzhaften nordindischen Mahlzeiten, die uns während der gesamten Reise begeisterten. Außerdem waren wir beide positiv überrascht, dass wir während der ganzen Reise keine Magenprobleme und immer topfit waren.

    Thali Meal, typisches Gericht in Kerala
    Thali Meal, typisches Gericht in Kerala

  7. Backpacking leichter als erwartet Von A nach B zu kommen mit günstigen Flügen, Zügen und Taxis bis hin zu gut organisierten Touren, wie wir sie in Ladakh erlebt haben – das reisen an sich war relativ entspannt und wir waren positiv überrascht. In Ladakh hatten wir zum Beispiel nichts im Voraus gebucht, doch unser Hotel organisierte unkompliziert eine mehrtägige Tour für uns. Und da alles so preiswert ist, gibt es immer einen Plan B: Ein Taxi oder Tuk-Tuk zu nehmen, was selbst für längere Strecken noch gut bezahlbar ist.

  8. Freundliche, offene und neugierige Menschen Die Einheimischen sind unglaublich offen, was uns sofort das Gefühl gab, willkommen zu sein. Auch wenn ihre Neugierde manchmal etwas überwältigend sein kann (wie unten beschrieben), war der Kontakt mit den Menschen für uns ein echtes Highlight. Ihre Gastfreundschaft und Herzlichkeit sind beeindruckend und etwas, von dem man sich definitiv eine Scheibe abschneiden kann. Wir hatten zudem den Eindruck, dass ihre Freundlichkeit nicht nur aus kommerziellem Interesse entsteht – vielmehr schien es ihnen wirklich am Herzen zu liegen, dass Besucher ihr Land schätzen und erleben, wie viel besser es ist, als sein oft negativer Ruf vermuten lässt.

  9. Sicher, auch in großen Städten Als Paar haben wir uns immer sicher gefühlt, auch wenn wir in großen Städten wie Delhi und Mumbai unterwegs waren. Natürlich ist es wichtig, vorsichtig zu sein und seinen gesunden Menschenverstand zu nutzen, aber insgesamt konnten wir uns frei bewegen – auch nach Sonnenuntergang in den Großstädten – und fühlten uns dabei völlig sicher. Das war nicht in jeder unserer Reisen der Fall und verglichen mit manchen Orten in Südamerika oder Afrika ein positiver Aspekt.

Gründe gegen Indien:

  1. Großstädte können anstrengend werden Auch wenn wir sehr gerne in Delhi und Mumbai waren, kann die schiere Anzahl an Menschen, die vollen Straßen und ständige Geräuschkulisse sehr anstrengend sein. Dabei fanden wir Mumbai noch etwas entspannter als Delhi. Nach dem ersten „Kulturschock“ fanden wir jedoch beide Städte unglaublich interessant und spannend. Dennoch sollte man sich etwas darauf vorbereiten, nach der Ankunft vielleicht erstmal von den vielen Reizen etwas überfordert zu sein. Fun Fact: Als wir am Ende unserer Reise von Delhi zurück nach Berlin geflogen sind, fanden wir Berlin fast schon erdrückend ruhig :D

  2. Neugier der Menschen kann manchmal anstrengend sein Während die Freundlichkeit der Einheimischen ein Highlight war, kann ihre intensive Neugier und das häufige Starren manchmal etwas zu viel werden. Besonders an den Sehenswürdigkeiten der Großstädte sollte man darauf vorbereitet sein, dass die Leute wissen wollen, woher man kommt und um wildfremde Leute, ein Selfie mit dir wollen und dir ihr Baby in den Arm drücken. Obwohl wir gerne mit den Menschen in Kontakt treten, konnte es manchmal etwas nervig werden. In ländlicheren Gegenden wie Ladakh oder Kerala waren die Menschen in dieser Hinsicht jedoch viel entspannter.

    Neugierige Leute in Delhi
    POV als Tourist in Indien: Man wird wirklich sehr häufig nach einem Selfie gefragt, besonders an den touristischen Hotspots der Großstädte.

  3. Umweltprobleme Obwohl uns gesagt wurde, dass sich in den letzten Jahren vieles verbessert hat, sind Verschmutzung und Müll immer noch auffällig und oft traurig anzusehen, besonders in Küstengebieten.

  4. Begrenzte Optionen für Outdoor-Sport Indiens Tourismus ist eher auf die Art von Reisen ausgerichtet, wie die Einheimischen es bevorzugen—hauptsächlich mit dem Auto, Jeep oder Tuk Tuk. Dies war besonders in Munnar auffällig, wo es schwierig war, Wanderwege zu finden. Selbst in den Nationalparks in Munnar, konnte man nur Touren mit dem Auto oder Jeep buchen. Am Ende der Tour kann man dann einen markierten Weg, der nach 15 Minuten endet, entlang gehen und es war verboten, diesen zu verlassen. Und selbst das war vielen der indischen Touristen zu weit und sie sind nach halben Weg umgedreht. Im Vergleich zu europäischen Nationalparks war das eine ganz andere Erfahrung, aber für uns war es in Ordnung, da Alex nur wenige Wochen vor der Reise eine Knieoperation hatte und ohnehin keine langen Strecken wandern konnte.

  5. Kein Entspannungs- oder Luxusurlaub Indien eignet sich am besten für diejenigen, die Abenteuer und kulturelle Erlebnisse suchen, nicht für Reisende, die einen rein entspannenden Urlaub wollen. Während man in Kerala schöne Strände finden kann, würden wir das Land nicht empfehlen, wenn man einfach nur an einem Ort bleiben möchte und Wellness und Entspannung sucht. Außerdem ist der generelle Standard von vielen Hotels nicht sehr hoch, weshalb man eh nicht zu viel Zeit in den Unterkünften verbringen möchte.

Fazit: Besser als sein Ruf Nach unseren Reisen können wir mit Sicherheit sagen, dass wir Indiens negativen Ruf als zu chaotisch oder zu gefährlich nicht bestätigen können. Auch wenn es natürlich Herausforderungen gibt und es nicht das „entspannteste“ Reiseziel war, hat das Land unsere Erwartungen in vielerlei Hinsicht übertroffen und ist eines unserer liebsten Reiseziele geworden. Vielleicht lag es an der Route, die wir genommen haben, oder daran, dass wir eher in den wohlhabenderen Bundesstaaten waren. Dort aber war der Lebensstandard höher als erwartet, und wir haben nicht die extremen Bedingungen erlebt, die oft in Dokumentationen über Indien dargestellt werden. Wir haben freundliche Einheimische getroffen, reichhaltige kulturelle Erlebnisse genossen und insgesamt eine reibungslose Reiseerfahrung gemacht. Indien entpuppte sich als ein Reiseziel voller schöner Natur, Kultur und herzlichen Menschen—ein Land, das weit besser als Reiseziel geeignet ist, als sein Ruf vermuten lässt.